Kinder und Jugendliche stärken in herausfordernden Zeiten


Liebe Kinder, liebe Jugendliche,

mit dieser Seite und ihren Botschaften richten wir uns ganz direkt an dich und natürlich auch an deine Eltern.


Motivation entwickeln – Herausforderungen meistern!

In Zeiten, in denen viele Aufgaben und Pflichten zu bewältigen sind, braucht jeder von uns Motivation und Kraft. Dazu gehört auch eine innere Sicherheit, dass man mit den eigenen Fähigkeiten die gesteckten Ziele erreichen kann. Wenn Aufgaben und Situationen jedoch neu und ohne ähnliche Erfahrungen vor einem liegen, kann es passieren, dass zusätzlich Unsicherheiten und Zweifel entstehen, die Herausforderungen überhaupt meistern zu können. In solchen Situationen kann man die eigene Stimmungslage nicht „wegdrücken“ oder „wegdenken“, weil die eigene Wahrnehmung und Stimmung stärker sind. Bestimmt fallen dir dazu selbst eigene Herausforderungen und schwierige Themen ein, die du schon kennengelernt und gemeistert hast oder aber welche, die noch vor dir liegen. Und genau dabei sollen unsere Impulse und Übungen dich unterstützen.

 

Fähigkeiten brauchen Vertrauen…

Auch wenn man Situationen schwer vergleichen kann, so lösen sie oftmals ähnliche Gefühle und Reaktionen aus. Die Klassenarbeit, auf die man mit Bangen blickt, kann ein ähnliches Gefühl vermitteln wie die Sorge, bei einer neuen Gruppe nicht aufgenommen zu werden. Man zweifelt dann rasch an sich und seinen Fähigkeiten. Eine ganz andere bedrückende Stimmung kann aufkommen, wenn man in der Woche sehr viele Pflichten zu erfüllen hat. Wenn neben den Hausaufgaben und Arbeiten auch noch ein Referat dazu kommt, entsteht leicht ein Gefühl von Frustration oder Belastung. Auch dann kann es passieren, dass man die eigene Kraft und die eigenen Fähigkeiten nicht mehr so spürt. Dies sind Empfindungen, die jeder von uns kennt, doch die uns nicht „auffressen“ dürfen. Dafür müssen wir uns „stark machen“.

 

Glaube an dich und deine Fähigkeiten!

 „Stark machen“ hat sehr viel mit dem Glauben an sich selbst zu tun. Bei all unseren Fähigkeiten, die wir besitzen, müssen wir ihnen auch vertrauen, d.h. also, wir müssen sie auch noch dann spüren können, wenn der Stress da ist. Was wir also konkret stärken können, das sind die Begabungen und Fähigkeiten, die in uns stecken, damit uns schwierige Situationen nicht gleich aus der Bahn werfen.

 

Es gibt Kompetenzen (d.h. Fähigkeiten), die unsere Begabung dabei unterstützen können. Zwei ganz wesentliche sind Motivation und Beruhigung. Bestimmt kennst auch du, wie es ist, wenn man vor einer Aufgabe sitzt und sie nicht versteht. Es kann passieren, dass man dann die Lust dazu verliert oder plötzlich sogar nasse Hände bekommt, das Herz anfängt schneller zu schlagen und der Kopf sich leer anfühlt. Im nächsten Schritt kann es sein, dass man keine Kraft und Energie mehr spürt oder aber so aufgeregt ist, dass man glaubt, die Herausforderung gar nicht zu schaffen, ängstliche Gefühle entwickelt und dabei übersieht vielleicht erst eine Aufgabe anzugehen, die einem leichter fällt. In Situationen, die uns Frustration bereiten und die unsere Freude begrenzen, benötigen wir also Motivation – spüren wir Angst oder Unsicherheit, reicht dies nicht aus, dann ist eine innere Beruhigung notwendig. 

 

Diese Regulation kann von außen kommen oder auch direkt von uns. Menschen, die uns nahestehen, unterstützen uns in dieser Kraftgabe meistens ganz schnell und spontan, so bestimmt auch oft deine Eltern oder Freunde von dir. Doch ist es ebenso wichtig, dass man sich darauf verlassen kann, wie man diese stärkenden Gefühle selbst „herstellen“ bzw. „kräftigen“ kann. In einem ersten Schritt kann man dies schon mit den Fragen herausfinden: Was motiviert mich und gibt mir Kraft? Und wodurch komme ich bei innerer Anspannung wieder in Gefühle von Sicherheit und Beruhigung? Vielleicht weißt du schon, wie du eine schwierige Aufgabe etwas anpassen kannst, damit sie dir leichter von der Hand geht. In unsicheren Situationen können dir vielleicht ermutigende Sätze helfen, wie z.B. „Ich schaffe das schon!“. Es gibt neben diesen Fragen und deinen eigenen Antworten aber auch die Möglichkeit, die persönliche „Schatzkiste“ zur Unterstützung der eigenen Fähigkeiten mit Methoden und Übungen zu füllen – und dazu möchten wir dich auf den folgenden Seiten einladen.

 

Die eigene Begabung steuern und stark machen!

Es ist ganz wichtig, dass du an dich und deine Fähigkeiten glaubst, um dich bei deinen Aufgaben sicher zu fühlen. Oft geht das gut, wenn man gleichzeitig auch erfolgreich ist und z.B. gute Arbeiten in der Schule schreibt. Fällt eine Note dann nicht wie erhofft aus, darf man den Glauben an sich und seine Fähigkeiten aber nicht verlieren. Und das ist gar nicht so einfach; denn im Alltag glauben wir schnell, dass wir nur in den Gebieten Fähigkeiten haben, in denen wir auch gut sind. Dabei ist es ganz entscheidend, dass man den Glauben an sich losgelöst vom Erfolg spürt und sich selbst durch schwierige Situationen steuern kann. Diese Selbststeuerung ist nicht nur wichtig für die Schule, sondern für alle Themen, die einem im gesamten Leben begegnen.  

 

Sich selbst verstehen und vertrauen…

Vielleicht magst du dir die nun folgenden Methoden und Trainings mit deinen Eltern zusammen ansehen und mit ihnen gemeinsam schauen, was dich gut unterstützen kann; denn so können auch sie dich im Alltag ganz gezielt dabei begleiten. Damit können die Übungen sogar doppelt „wirken“, denn neben dem eigenen Kraftgeben aus uns, können uns zusätzlich auch die Menschen stärken, mit denen wir uns gut verbunden fühlen: Glauben sie an uns, können auch wir leichter an uns glauben.

Wir hoffen, dass für dich „begabungsstärkende“ Trainings dabei sind und wünschen dir viel Vertrauen und Sicherheit in deine Fähigkeiten – jetzt und in Zukunft.


Herzliche Grüße,

das Team der Andrea Kuhl-Stiftung




Ich und Selbst

 

Denken und Fühlen
in Verbindung bringen 


„Ich spüre, dass mein Denken und Fühlen gut miteinander harmonieren.“

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk. Es ermöglicht uns zu denken und zu fühlen. Wir nennen das System, das Denken kann, das bewusste Ich und das System, das Fühlen kann, das fühlende bzw. intuitive Selbst.

Das denkende Ich

 

Das denkende Ich, das mit der linken Hirnhälfte verbunden ist, stellt mehrere Funktionen zur Verfügung, z. B. dass ich die Welt und mich selbst bewusst wahrnehmen kann, dass ich mir bewusst ein Ziel setzen und dieses Ziel vor Ablenkungen schützen kann, damit ich es nicht aus den Augen verliere. Ich kann mit meinem logischen Denken überlegen, wie ich ein Ziel am besten erreichen kann. Wenn man sich z. B. auf eine Klassenarbeit vorbereiten will, kann man überlegen, in welche Einzelschritte das Lernen eingeteilt werden kann, weil es schlau ist, nicht alles auf einmal zu lernen, sondern Schritt für Schritt. Mit dem bewussten Ich und seiner Fähigkeit zu denken kann man auch überlegen, welcher Lerninhalt wichtig und welcher weniger wichtig ist. Mit dem Denken kann man also ordnen, strukturieren und planen. Das sind wichtige Kompetenzen. 

 

Eine besondere Fähigkeit des Ich ist seine Fähigkeit, etwas ganz genau und in allen Einzelheiten wahrzunehmen und anzuschauen. Das ist z. B. wichtig, wenn man Rechtschreibfehler in einem Text erkennen will. Oder wenn man im Straßenverkehr Gefahren rechtzeitig wahrnehmen muss. Genaues Hinschauen und das Erkennen von etwas, das unstimmig oder wichtig ist, ist im Leben sehr vorteilhaft. Es kann einen vor Schaden bewahren. Dinge, die man genau anschaut, kann man auch gut im Gedächtnis behalten, und wenn es wichtig ist, auch wiedererkennen. Das hat den Vorteil, dass man z.B. den gleichen Fehler nicht zweimal macht.

 

Das denkende Ich arbeitet dann gut, wenn man konzentriert und etwas angespannt ist. Deshalb braucht man nach einiger Zeit auch wieder eine Pause, um sich zu erholen. Das heißt aber auch, dass ich die Anspannung, die zum Denken benötigt wird, eine Weile ganz gut aushalten können muss. Wenn ich das kann, kann ich mich auch mit anstrengenden Aufgaben auseinandersetzen.

 

Noch einmal zusammengefasst: Das Ich hat die Fähigkeit, bewusst zu denken, Dinge logisch zu ordnen und zu strukturieren, sich Ziele vorzustellen und diese dann auch im Gedächtnis zu behalten und sich Details (Unstimmiges, Angstmachendes, Gefahrvolles) genau anzusehen. Wer das gut übt, hat in seinem Leben viele Vorteile.

Das fühlende Selbst

 

Das intuitive Selbst, das mit der rechten Hirnhälfte verbunden ist, ist ein riesiges Erfahrungsgedächtnis, in dem alle meine Erfahrungen gespeichert werden, ganz besonders die, die für mich persönlich besonders wichtig sind, z. B. Bedürfnisse, Werte, das, womit ich mich identifiziere, meine Vorlieben und Wünsche und vieles mehr. Wenn ich spüren und fühlen kann, was für mich persönlich wichtig ist, kann ich besser wissen, was ich wirklich will und was ich nicht will. Weil das sehr viele Erfahrungen sind, können sie nicht alle bewusst werden. Aber sie werden gespeichert, z. B. als Erfahrungsbilder. Einzelne davon kann man auch wieder bewusst machen.


Beispiel: Wenn Du mal in Dich hineinspürst und Dich fragst: „Was war eine ganz schöne Erfahrung für mich?“, dann fällt Dir vielleicht der Besuch in einem Zoo ein. Du fühlst das Erinnerungsbild, das in Dir auftaucht, und wenn Du das alles, was Du fühlst, in bewusster Sprache erzählen wolltest, dann bräuchtest Du viele Stunden oder sogar Tage. So viele Informationen hast Du aufgenommen. Dein bewusstes Ich könnte sagen: „Ich war im Zoo und das war ein sehr schönes Erlebnis“. Aber Du merkst schon, dass Deine gefühlte Erfahrung viel mehr weiß als das, was das bewusste Ich in dem einen Satz gesagt hat.


Das Selbst ist übrigens auch sehr eng mit dem Gefühl für den Körper verbunden. Wenn man sich ärgert, und manchmal wird einem das gar nicht so bewusst, meldet sich der Körper mit komischen Bauchgefühlen. Es ist einem unwohl. Und das kann ein Signal dafür sein, dass man sich über etwas ärgert oder dass man etwas tut, was gar nicht zu einem selbst passt. Der Körper reagiert also intuitiv auf das, was im Selbst oder in der Seele so vor sich geht. Auch wenn das Selbst nicht immer so bewusst wahrgenommen wird, ist es doch ständig aktiv und meldet sich zu „Wort“ über den Körper.

Überhaupt regelt das Selbst ganz viel im Hintergrund. Es sorgt dafür, dass die Dinge gut laufen. Das nennt man dann „Selbststeuerung“, die intuitiv um Hintergrund abläuft. Darüber haben wir ja schon im vorherigen Kapitel etwas erfahren.


Das fühlende Selbst funktioniert dann gut, wenn ich gelassen bin. Dann kann ich mich selber gut spüren und habe ein Gefühl für mich selbst. Wenn ich eine anstrengende Phase habe, ist es gut, eine Pause zu machen und etwas zu tun, das mir Freude macht und mich entspannt.


Noch einmal zusammengefasst: Das Selbst ist ein riesiges Erfahrungsgedächtnis, dass alles abspeichert, was mir persönlich wichtig ist. Weil es so viele Erfahrungen sind, können sie nicht immer bewusst sein, aber sie sind da. Wenn ich wissen will, was für mich persönlich wichtig ist, kann ich in mein Selbst hineinspüren und hineinfühlen. Dann bekomme ich eine Antwort, die mir manchmal sofort bewusst wird oder die sich in meinen Körperreaktionen (z. B. Magengrummeln, Anspannung) zeigt. Das Selbst arbeit ständig für mich, auch wenn ich es nicht bewusst wahrnehme.


Das denkende Ich betreffend:

- Setze ich mir bewusst Ziele, die ich verfolgen will?

- Kann ich meine Ziele im Gedächtnis behalten?

- Kann ich meine Ziele vor Ablenkungen schützen?

- Kann ich eine Weile lang konzentriert denken?

- Kann ich Details, Unstimmiges, Fehler, Gefahren, gut erkennen?

Das fühlende Selbst betreffend:

- Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, weiß ich dann genau, was ich will?

- Bin ich gelassen genug, um mich selbst zu spüren?

- Habe ich das Gefühl, einen guten Überblick über Dinge zu haben?

- Spüre ich, welche Bedürfnisse ich habe?

- Fallen mir bei einem Problem kreative Lösungen ein?